Sonntag, 11. November 2012

Schwammerl suchen - Pilze sammeln in Kiew - собирать грибы в Киеве

Schwammerl suchen oder Pilze sammeln, das ist hier die Frage!

Während man im österreichischen Sprachgebrauch vom "Schwammerl suchen" spricht, so redet ein Russischsprachiger immer vom "Pilze sammeln" (собирать грибы, sobiratj griby). Nachdem ich Ende Oktober mit zwei Freunden erstmals die ukrainischen Wälder heimsuchte, reden eigentlich auch wir nur noch vom Pilze sammeln:).

Hört man von Pilzen und Ukraine, so denkt wahrscheinlich fast jeder gleich an Tschernobyl und atomare Verstrahlung. Da aber schon seit Jahren wieder Pilze in der Umgebung von Kiew gesammelt und gegessen werden und außerdem das Fallout von Tschernobyl - so sagt man - in den Norden nach Weißrussland gezogen ist, entschlossen wir uns mit einem "pilzvernarrten Deutschukrainer" ein bisschen durch die Wälder zu ziehen.

Aber was gibt es denn überhaupt für Pilze in den ukrainischen Wäldern? Unser deutschukrainischer Freund klärte uns sogleich auf: Der Ferrari unter den Pilzen ist der Steinpilz (http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Steinpilz), den man im russischen als weißen Pilz (белый гриб, belyj grib) bezeichnet. Ja und der Mercedes, das ist die Marone (http://de.wikipedia.org/wiki/Maronen-R%C3%B6hrling), die die Ukrainer Polnischer Pilz (польский гриб, polskij grib) nennen. Der Volkswagen der Pilze ist der Hallimasch (http://de.wikipedia.org/wiki/Hallimasche) von dem wir vorher noch nie was gehört hatten. Erschrekend, dass ebendieser Hallimasch im rohen und schlecht gekochten Zustand giftig ist. Für Details lese man auf Wikipedia nach.

In der zweiten Oktoberhälfte gibt es leider keine Ferraris mehr, weshalb wir uns an einem strahlend sonnigen Sonntag im Herbst aufmachten ein paar Mercedes und eventuell auch VWs zu finden.

Man setze sich einfach ins Auto und fahre eine halbe oder ganze Stunde raus aus Kiew und suche sich einen schönen Wald. 
Mit der GPS-Funktion vom Handy habe ich unseren ausgewählten Wald abgespeichert.

Der Weg dorthin führte vorbei an nichtendendwollenden Müllbergen,....

,.... an Pferdefuhrwerken, ....

 ...., einer Schule (ok, das ist nur die Bushaltestation "Schule" und ....

 .... dem Zentrum eines ukrainischen Dorfes.

Doch dann war es endlich so weit, wir hatten nach einer Fahrt über Stock und Stein einen schönen, zum Pilze sammeln geradezu perfekten Wald gefunden.

 Und da war er, der Mercedes unter den ukrainischen Pilzen, die Marone!

Tatsächlich hatten wir bald mehr Mühe die Pilze nicht zu zertreten, als eben diese zu finden. Maronen "bis der Arzt kommt":) 

 Papamorone mit Babymorone und Stummelfinger

 Diese Marone lässt sich genüsslich die Herbstsonne auf das Dach scheinen.

Und plötzlich fing es auch noch an vor Parasolen nur so zu wimmeln. Dieser z.B. in Österreich sehr beliebte Speisepilz mit seinem typisch nussigen Geruch ist den Ukrainern eher unbekannt. Interessanterweise bedeutet "Parasolka" auf ukrainisch Regenschirm.
Parasole, Parasole, Parasole, Parasole und ....

.... auch noch ein Fliegenpilz, von dessen Verzehr ich jedoch abrate!

Nach gut einer Stunde hatten wir bereits mehrere Kilo Maronen und Parasole in unseren improvisierten "Pilzkörbchen".

Am Land verkaufen die Ukrainer alles, was sie im eigenen Garten anbauen, bzw. was sie halt sonst so im Wald essbares finden. Hier ein paar frisch geerntete Maronen, dahinter Birkenpilze (http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Birkenpilz), die wir diesmal nicht gefunden haben. Nachdem wir uns so große Mühe mit dem Pilzsammeln gemacht hatten, wollten wir natürlich in Erfahrung bringen wie viel unsere Maronen im Straßenverkauf gekostet hätten. Die Verkäuferin teilte uns mit, dass sie 25,- UAH (ca. 2,30,- Euro) pro Kilo verlangt. Das ist zwar nicht sonderlich teuer, aber die besten Pilze sind immer noch die selbst gepflückten.

Wieder zu Hause in Kiew beschlossen wir unsere Beute sogleich auch mal zu versuchen. Maronen gut abwaschen, zusammenschneiden, ....

...., mit Öl und Zwiebel in der Pfanne anbraten, dann noch ....

.... Sahne, Gewürze, Salz und Pfeffer hinzugeben und fertig ist das Pilzgericht. Wie man Maronen noch zubereiten kann weiß das Internet.

Den Parasol panieren und in einer Pfanne mit Öl herausbraten, dabei auf keinen Fall die Sauce Tartar vergessen.

Vor allem die Maronen lassen sich im sauberen und kleingeschnittenen Zustand sehr gut einfrieren und können dann jederzeit zum kochen verwendet werden. Im Nachhinein waren wir alle auch recht froh, dass uns der schwer verdauliche Hallimasch erspart geblieben ist.

An dieser Stelle möchte ich mich zuerst bei meinem deutschukrainischen Freund für die ukrainische Pilzkunde bedanken und unserem österreichischen Begleiter für das Panieren der Parasolpilze. Mir selbst ein außerordentlich großes Lob für die souveräne Autofahrt in den ukrainischen Dschungel und den scherbenfreien Abwasch nach unserem Pilzschmausgelage:).

Lesen Sie im August 2013 "Auf den Spuren des Ferraris unter den Pilzen in den ukrainischen Karpaten"!

Bis dahin oder auch schon früher,
euer 
Maxi






Donnerstag, 13. September 2012

Mit dem Panzer (BRDM) durch Kiew und in den Dnepr! На танке (БРДМ) по Киеву и в Днепр!

Eine Panzerfahrt ist lustig, ....
... vor allem wenn es quer durch Kiew und den Dnepr geht.


Es war einmal vor langer langer Zeit, als ich mir zu einem runden Geburtstag von meinen Freunden in Kiew eine Fahrt mit einem "BRDM-2" gewünscht habe. (http://de.wikipedia.org/wiki/BRDM-2) Naja, den Gutschein dafür habe ich ja auch gleich bekommen, aber dann hat es doch über ein Jahr gedauert, bis wir es dann endlich so weit war.

Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich das sicher niemals so lange hinausgezögert, denn es war einfach - man entschuldige die saloppe Ausdrucksweise - saumäßig geil:)!

Was ist überhaupt ein BRDM-2? Das ist ein Sowjetischer voll amphibischer, militärischer Spähpanzer mit Allradantrieb, bzw. eine Бронированная Разведывательно-Дозорная Машина, (Bronirowannaja Raswedywatjelno-Dosornaja Maschina), also ein gepanzertes Aufklärungspatrouillenfahrzeug, oder eben einfach nur ein BRDM.Dieser wurde von 1965 bis 1989 produziert, wiegt 7 Tonnen, und verbraucht mit seinem 140 PS Benzinmoter so an die 50 Liter auf 100 Kilometer. Und das tolle an dem Teil ist, dass es auch noch schwimmt. Mehr braucht man für's Erste eigentlich gar nicht zu wissen. 

Der erste Blick auf den BRDM! Verziert in den ukrainischen Nationalfarben!

Aufgesessen und los geht's quer durch die Stadt und über die Moskovskij Most auf die Truchanov Insel zum ersten Schwimmausflug.

Jetzt wissen wir auch, dass die Moskovskij Most aus dem Jahre 1976 stammt:).

Wenn man mit diesem 7 Tonnending in das Wasser hineinfährt, glaubt man, dass man untergeht wie ein Stein und macht sich schon bereit abzuspringen, aber man schwimmt.
Hier unser Fahrer, raucht auf 100 Kilometer soviele Zigaretten, wie der Panzer Benzin verbraucht. Wanja ist mit dem BRDM schon in Afganistan gefahren und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein paar Jahre im Gefängnis gesessen. Aber ein guter Panzerfahrer und das zählt.

Ob Schlauchboot oder Segelyacht, der BRDM stiehlt allen die Show.

Wie immer mit dabei die Ente.

Ein bisschen tropft unser BRDM noch nach circa 10 Minuten im Wasser.

Und die eine oder andere Wasserpflanze hat sich auch noch verfangen!

So schaut unser Spähpanzer von hinten aus. Hinter der Abdeckung in der Mitte befindet sich die Schiffsschraube.


Ein Blick auf das Armaturenbrett. Der schwarze Hebel rechts über dem Lenkrad ist übrigens der Blinker.

Mit Wanja ist nicht zu spaßen, die Boxhandschuhe hängen im Panzer:).

Während ich bei Wanja sitze, ist der Rest oben auf dem Panzer und ....

.... wird bestaunt von alt und jung! Wir waren die Stars an diesem Tag, wahrscheinlich die am meisten fotografierten Österreicher in Kiew, nein, in der ganzen Ukraine, da bin ich mir sicher.

Die zweite Runde im Wasser haben wir im Hidropark absolviert. Im Hintergrund Pecherska Lavra (Höhlenkloster) und die Rodina Matj (Mutter Heimat Statue).



Hier noch ein paar Fotos von BRDMs: Um zu sehen, was alles mögich ist!
Ganz leicht "aufgemotzt" ist dieses Exemplar....

.... schwimmt genauso gut und ....

.... auch die Geländetauglichkeit ist offensichtlich gegeben.

Ein Blick auf die Schiffsschraube.

6 Personen haben ohne Probleme an "Deck" Platz.
Für fast 3 Stunden Abenteuer, zwei Ausfahrten in den Dnepr und einen unvergesslichen Nachmittag haben wir circa 250,- Euro bezahlt. Also ich nicht, sondern meine Freunde:). An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Martin, Herbert und Christoph. Ich bin ja schon gespannt, was ich dann zu meinem nächsten runden Geburtstag bekomme.

Bei Fragen, Anmerkungen, Wünschen verewigt euch in den Kommentaren.
Bis demnächst.

Euer Maxi







Sonntag, 12. August 2012

Rodina Matj (Mutter Heimat Statue - Kiew)


Ein ganz spezieller Blick auf Kiew!Die Rodina Matj (Родина Мать - Mutter Heimat Statue) besteigen.


Endlich war es soweit! Wochenende in Kiew, Wetter nicht zu heiß und nicht zu kalt. Genau richtig für ein bisschen "Kulturprogramm". Aber es sollte mal wieder was Besonderes sein. Kein Kreshatikspaziergang, kein Bier am Unabhängigkeitsplatz, etwas mit ein bisschen mehr Nervenkitzel.

Ja, ich wollte an diesem Wochenende hoch hinaus! Die Mutter Heimat Statue in Kiew, ist eine der Kiewer Sehenswürdigkeiten an denen man unmöglich vorbei kommt. Schon bei der ersten Fahrt vom Flughafen Borispol über die Südbrücke (рус. южний мост = juzhnij most) oder die Patonabrücke (рус. мост Патона = most Patona) sieht man die Statue hoch oben auf dem rechten Dneprufer mit erhobenem Schwert und Schild, den Blick auf den Fluss gerichtet.

Im Sockel der Statue befindet sich ein Museum über den großen Vaterländischen Krieg (2. Weltkrieg). Am oberen Ende des Sockels findet sich eine Aussichtsplattform die man bequem per Lift erreichen kann. Wer schwindelfrei ist, kann mit einem weiteren Lift noch höher auf die Statue hinauf. Die letzten 20 Meter durch den Arm der Statue muss man aber selbst klettern, bis man dann hinter dem Schild einen faszinierenden Blick auf Kiew erhält.
Schon von weitem sieht man die Mutter Heimat Statue!



Rechts unten die Rodina Matj, oben das brühmte Kiewer Höhlenkloster und links die Metrostation "Pechersk", von der man in ca. 15 - 20 Minuten zu den erwähnten Sehensüwrdigkeiten kommt.
Schon am Weg zur Statue, gibt es Panzer, ein paar Flugzeuge und ....

.... sowjetische Denkmäler, die an den 2. Weltkrieg erinnern.

Nachdem man 200,- UAH gelöhnt hat (untere Aussichtsplattform kostet "nur" 50,- UAH) und - da sind die Ukrainer sehr genau - im gelben Buch unterzeichnet, dass man gesund ist und nicht an Höhenangst etc leidet, bekommt man einen "Sicherheitsgurt" umgeschnallt. Dann geht es schon weiter in den 2. Lift ....
..., welcher maximal 4 Personen fasst. 4 Personen waren wir auch und die 2 minütige Fahrt dauert dann schon eine gefühlte halbe Ewigkeit.
Das "Lifttelefon" vermittelt einem aber ein "wohliges" Gefühl von Sicherheit:).
Nachdem man den 2. Lift verlassen hat sieht man die Metalkonstruktion der Rodina Mat von Innen!
Dann wird man an ein Seil angehängt und klettert über diese Metallleiter den Arm der Statue nach Oben, zuerst noch schräg, ....
.... dann aber kerzengerade nach Oben! Meine Empfehlung nicht nach Unten schauen! Dann kommt man durch eine Luke, ähnlich wie bei einem U-boot wieder ins Freie und hat vor sich, ....

.... die perfekte Maniküre der Mutter Heimat:) und einen aufregenden Blick auf das rechte Kiewufer, aber das alles aus ....
.... diesem Käfig, der installiert wurde, als vor ein paar Jahren jemand von hier oben seinem Leben einen kurzen Prozess gemacht hat. Hier übrigens der "Reiseführer", der dann alle auch noch fleißig fotografiert hat.
Hier ein anderer Blick als sonst auf das Kiewer Höhlenkloster.

Hier das Schwert, das man sonst nur von Unten sieht! Und dann haben wir tatsächlich noch Auslauf aus dem Käfig erhalten und durften noch die letzten 2 Meter hoch auf die Oberseite des Schildes klettern.
Hier die Oberseite des Schildes und wieder der Blick auf das Höhlenkloster und Dnepr.

Noch ein Blick nach rechts auf den Platz vor der Statue ....

.... noch der eine oder andere Blick nach unten ....

.... und die holde Haarpracht der Mutter Heimat von oben. 
Danach geht es den gleich mühsamen Weg wieder hinunter, mit einem Zwischenstopp bei der Aussichtsplattform am Sockel, 
...., von wo alles schon wieder viel harmloser aussieht, solange man nicht nach....

.... oben schaut. Auf dem Schild war ich oben? Um Himmels Willen!

Dann kann man noch einen Spaziergang durch das "Weltkriegsmuseum" unternehmen.

Wo und wie die Sowjets gekämpft haben!

Mitbringsel aus dem Krieg!

Ganz unten beim Eingang ins Museum ein ukrainischer Soldat vor dem gefallenen deutschen Reichsadler.

Auf dem Platz vor der Mutter Heimat zwei bunte Panzer, auf denen die ganze Zeit Kinder herumtollen.
 Soviel zu meinem Abenteuer auf der Mutter Heimat Statue. Fazit: Wirklich empfehlenswert, man sollte aber wirklich fit und schwindelfrei sein und am Vortag keinen bis wenig Alkohol getrunken haben.

Bis dann, do vstretschi.

Euer Maxi